Innovation „made in Baden-Württemberg“: Der erste CO2-neutrale eSilo-LKW rollt über die Straßen
Lindner & Fischer konzipiert und realisiert Holzpellet-Siloaufbau auf einem Mercedes-Benz eActros 300 für Energiehändler EDi Energie-Direkt Hohenlohe.
Langenau/Öhringen: Nachhaltigkeit und klimaschonende Logistik liegen dem Energiehändler EDi Energie-Direkt Hohenlohe sehr am Herzen. Nach erfolgreicher Umstellung der Immobilienversorgung auf Holzpellets und erneuerbaren Strom aus eigenen Photovoltaik-Anlagen, konzentriert sich das Unternehmen nun auf die Optimierung des Fuhrparks auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Daher beauftragte EDi die Firma Lindner & Fischer Fahrzeugbau GmbH mit der Konzeption und Realisierung eines Holzpellets-Aufbau in Verbindung mit einem vollelektrischen LKW von Mercedes-Benz.
Die Planung für den elektrifizierten Siloaufbau auf einem eActros begann bereits im Juli 2022. Der Wunsch, Holzpellets als klimaneutralen Brennstoff auch klimaneutral transportieren zu können, wurde an die Experten von Lindner & Fischer herangetragen. Als einer der führenden Hersteller von Tank- und Siloaufbauten verfügt das Fahrzeugbau-Unternehmen über jahrzehntelange Kompetenz und Erfahrung, um ein solches Projekt realisieren zu können. Bereits in der Vergangenheit haben EDi und Lindner & Fischer gemeinsam unterschiedlichste Neuentwicklungen im Bereich Tank- und Silofahrzeugtechnik betrieben. Als Dritter im Bunde hat sich die Entwicklungsabteilung für eMobilität der Daimler Truck AG in dieses bislang einmalige Projekt eingebracht. „Die an einem vollelektrischen LKW vollkommen neuen Gegebenheiten sowohl hinsichtlich Anbau- und Aufbausituation als auch bezüglich der Schnittstellen haben uns vor eine Menge Herausforderungen gestellt“, so Stefan Lindner, Geschäftsführer von Lindner & Fischer Fahrzeugbau. Hierbei war der enge Draht zur eMobility-Entwicklung bei Daimler Truck sehr hilfreich, um die baden-württembergische Gemeinschaftsinnovation umsetzen zu können. „Einen konventionellen Siloaufbau 1:1 auf ein vollelektrisches Fahrgestell aufzubauen funktioniert nicht. Viele der Baugruppen mussten völlig neu konzipiert und durchdacht werden um die nötige und gewohnte Funktionalität weiterhin gewährleisten zu können“, führt Tobias Bendele, Konstruktions- und Entwicklungsleiter bei Lindner & Fischer aus. Das Ergebnis ist das erste vollelektrisch betriebene Silofahrzeug zum Transport von Holzpellets, welches für Lindner & Fischer aber lediglich eine Zwischenstufe in der Entwicklung des eSilo-Aufbaus darstellt. Stefan Lindner: „Mehr können wir aktuell zu unseren Projektzielen noch nicht veröffentlichen. Es ist jedoch sicher, dass wir die Erfahrungen aus diesem ersten Teilschritt in die weiteren Entwicklungsstufen einfließen lassen und unsere Kunden bei der Umsetzung der Mobilitäts- und Energiewende intensiv begleiten und unterstützen werden.“
Das Entwicklungsprojekt von Lindner & Fischer wird als Einzelprojekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gefördert. „Ohne diese Förderung zur Entwicklung und ohne die Förderung zur Anschaffung vollelektrischer Fahrzeuge, würde aus heutigen Gesichtspunkten keine Wirtschaftlichkeit sowohl beim Fahrzeugbauer als auch beim Betreiber des Fahrzeugs erreicht werden“, sind sich Roland Weissert (Geschäftsführer EDi) und Stefan Lindner einig. Die Gesamtkosten in der Beschaffung für den E-LKW belaufen sich auf 530.000 € im Vergleich zu 260.000 € für einen identischen Verbrenner-LKW. Durch Fördermittel, erwartete niedrigere Betriebskosten und steuerliche Begünstigungen geht EDi davon aus, dass die höheren Anschaffungskosten kompensiert werden können.
Mit diesem Fahrzeug erreicht EDi im regionalen Nahverkehr nicht nur eine massive Verbesserung in den Bereichen Lärm- und Abgasemissionen, sondern reduziert gleichzeitig die CO2-Emissionen um rund 60 % (beim aktuellen Strommix). Zusätzlich plant das Unternehmen den weiteren Ausbau von Photovoltaikanlagen auf ihrem Betriebsgelände, um den CO2-Fußabdruck des Elektrofuhrparks weiter zu verbessern. Im überregionalen Verkehr wird weiterhin auf moderne Verbrenner-LKW gesetzt, die nach der baldigen gesetzlichen Freigabe mit Neste MY Renewable Diesel (HVO100) betrieben werden sollen. Dank einer CO2-Reduzierung um mindestens 90 % geht EDi mit diesem Kraftstoff einen weiteren großen Schritt auf dem Weg zur CO2-Neutralität.
„Wir freuen uns sehr, dass die Firma EDi Energie-Direkt Hohenlohe GmbH beim Transport von klimaneutralen Brennstoffen auf den Mercedes-Benz eActros setzt. Mit seiner Reichweite von bis zu 300 km und kurzen Ladezeiten ist der eActros 300 wie geschaffen für den schweren Verteilerverkehr im urbanen Raum. Wir bieten neben dem Truck mit den klassischen Services auch noch ein eConsulting und innovative digitale Lösungen an. Alles, um dem Ziel der lokalen Emissionsfreiheit ein Stück näher zu kommen. Übrigens gibt es den eActros in drei Varianten mit einer Reichweite von bis zu 500 km“, so Winfried Sorg, Centerleiter Mercedes-Benz Nutzfahrzeugzentrum Neu-Ulm.
Mit der Übergabe des ersten vollelektrischen Holzpellet-Silofahrzeugs wird ein bedeutendes Zeichen zur Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Transport von klimaneutralen Brennstoffen gesetzt. Wie wichtig dieses Thema ist, zeigt auch das Interesse des Langenauer Bürgermeisters Daniel Salemi. Er war bei der Auslieferung vergangenen Dienstag (19.12.2023) in Langenau vor Ort und ließ sich die „Produktinnovation zum grünen Transport grüner Energie“ persönlich präsentieren. „Alle Beteiligten haben bei diesem Projekt ihre Kompetenzen unter Beweis gestellt und gemeinsam ein zukunftsweisendes Hightech-Fahrzeug realisiert. Es ist eine große Freude, dass technische Innovationen, wie dieser eSilo-LKW, von einem schwäbischen Familienunternehmen wie Lindner & Fischer in Langenau umgesetzt werden“, lobt Herr Salemi.